Teufelsstein Brakelsiek
Die Schalensteine und der Teufelsstein im Bennerberg
Folgt man von Brakelsiek ausgehend dem Wirtschaftsweg „Wöbbelscher Weg“ bis kurz vor die Niesewiesen im sogenannten Bennersiek , so weist dort ein schlichtes Holzschild auf den in den Orten Lothe und Brakelsiek im Volksmund bekannten „Teufelsstein“ hin. Von dieser Wegegabelung nach rechts abgehend erreicht man über den Waldweg nach ca. 550m einen links am Wegrand liegenden flachen Felsbrocken, der als „Teufel- oder Hexenstein“ genannt wird. Der Sage nach, deuten die im Stein ersichtlichen Vertiefungen den „ Pferdefuß des Teufels“ an.
Der Stein gehört zu einer Gruppe von Findlingen aus dem Rätquarzit, die während der Eiszeit dort verfrachtet wurden und bildet aus südlicher Richtung weisend den Hang hinauf mit weiteren Steinblöcken eine Linie. Der größte dieser Felsblöcke wird als „Richterstein oder Richtstein“ benannt und weist auf seiner Oberfläche mehr als ein halbes Hundert flacher Vertiefungen – Schälchen – auf.
Über die Bedeutung dieser Schälchen ist man etliche Jahre im Unklaren geblieben – fand dann aber Anfang der 1950er Jahre durch den Hinweis eines Forschers aus Hamburg eine zutreffende Erklärung. Dazu hat der ehemalige Brakelsieker Dorfschullehrer Otto Tippenhauer (*1896 + 1970) den nachfolgenden Bericht verfasst:
Seltsamer Schalenstein bei Brakelsiek
Interessante Einzelheiten über einen vorgeschichtlichen Fund mit einer Einleitung von Oberinspektor i.R. Fritz Webermeier (Lipp. Landeszeitung vom 24.1.1959)
Detmold: Im Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein Detmold berichtete Museumsoberinspektor i.R. Leo Nebelsiek kürzlich über einen neuen vorgeschichtlichen Fund im Forstort „Benner Berg“ (Gemarkung Brakelsiek).(*1)
Dort ist von einem Forscher, Oberingenieur Hans Oelgeschläger (Hamburg), der in Schieder als Kurgast weilte und die Wälder der Umgegend durchstreifte, ein Schalenstein entdeckt worden, der über 300 flache Vertiefungen aufweist, die einzeln 5 bis 6 cm Durchmesser und eine Tiefe von 1 ½ bis 2 cm zeigen. Die Vermutung des Entdeckers, dass diese Näpfchen oder Schälchen von Menschenhand geschaffen seien und dass es sich hier um einen vorgeschichtlichen kultischen Schalenstein handele, wurde zunächst skeptisch beurteilt. Inzwischen sind durch die Grabungen um den etwa 5 cbm starken und 200 Zentner schweren Stein herum einwandfrei vorgeschichtliche Scherben festgestellt.
Die Annahme des Entdeckers, dass es sich um eine vorgeschichtliche Kultstätte handelt, gewinnt dadurch an Wahrscheinlichkeit. In der Nähe des jetzt entdeckten Schalensteines, der bisher in einem Hainbuchendickicht lag und deshalb nur einigen Bewohnern von Brakelsiek bekannt war (die aber von seiner vorgeschichtlichen Bedeutung keine Ahnung hatten), liegt der sogenannte „Teufelsstein“, der seit vielen Generationen von den Dorfbewohnern so genannt und dementsprechend auch „respektiert“ wurde. Beide Steine haben offenbar vorgeschichtlichen Zusammenhang. Auf die Ergebnisse der vom Landesmuseum eingeleiteten weiteren archäologischen Untersuchungen darf man gespannt sein.
Nachstehend geben wir den uns zur Verfügung gestellten Aufsatz des Forschers Oelgeschläger über den von ihm entdeckten Schalenstein wieder: Der 1951 entdeckte und jetzt vom Lippischen Landesmuseum als echt anerkannte Kultstein dürfte drei Meter Länge, zwei Meter Breite und 30 cm Höhe mit etwa 360 eingearbeiteten Schalen und Zeichen einen der größten altheiligen Steine darstellen, die in der Bundesrepublik aufgefunden wurden. Da außer diesem Stein noch ein gesprengter Schalenzeichenstein mit vier Schalen und einem gemeißelten Dreieck und weiter ein Muldenstein aufgefunden wurde, dürfte es sich um die Entdeckung eines „heiligen Haines“ der damaligen keltisch-germanischen Völkerstämme handeln. Ob der Kultstein in seiner jetzigen Lage so gelegen hat oder ob der Stein aufgerichtet war, müssen spätere Untersuchungen ergeben. Im letzteren Falle dürften auf der dem Boden zugekehrten Seite wohl weitere Zeichen festgestellt werden. Einwandfrei sind an der Oberseite Hundetappen / Hahnenfuß und wohl auch eine hufförmige Vertiefung außer den Schalen angebracht. Das sind Zeichen, wie sie auf den altheiligen Steinen und auch auf dem bekannten „Karlstein“ in den Harburger Bergen vorgefunden wurden. Da Karl der Große 783 bei Detmold eine Schlacht gegen die Niedersachsen geschlagen hat, kann vermutet werden, dass er die Zerstörung dieses altheiligen Haines und die Sprengung des Opfersteines bei Schieder vornehmen ließ. Der Forst, in dem dieser Stein liegt, führt die Bezeichnung „Benner Berg“. Die „Bene“ entstammt dem keltischen Wortschatz und bedeutet „schmales Stück Land am Wasser“ *2). Die Anlage dürfte daher eingezäunt gewesen sein.
Anmerkungen:
* 1) Ausführlicher Bericht dazu von Leo Nebelsiek in der Zeitschrift des Lippischen Heimatbundes- Heimatland Lippe -60.Jg – Ausgabe Mai 1967 – Seite 95 – 100
* 2) n. Jellinghaus in „Die westfälischen Ortsnamen nach ihren Grundwörtern“
Weitere Informationen lassen sich im Internet mit dem Suchwort „Teufelsstein in Brakelsiek“ abrufen.